SUBTERRANEA

Der Bergbau prägt weite Teile der Landschaft der Euregio Maas-Rhein. Die Halden von Lüttich und Genk (BE), des Rheinischen Reviers (DE) und der Mijnstreek (NL) z.B. sind weit über die Grenzen hin am Horizont sichtbar. Der gelbliche Kalkstein gibt dem Mergelland seinen Namen und ist das Material einer besonderen Architektur, wie in Valkenburg (NL) oder rund um den Sint-Pietersberg (BE-NL). Die einzigartigen Galmei-Veilchen auf den sauren, schwermetallhaltigen Böden in Kelmis, Plombières (BE) und Stolberg (DE) ziehen im Frühjahr zahlreiche Besucher über die Grenzen hinweg an.

Die Karte „SUBTERRANEA“ zeichnet ein subjektives Bild dieser außergewöhnlichen Bergbaufolgelandschaft ohne Grenzen: ein Spiegel des Untergrundes im oberirdischen Gefüge.

Die Karte betrachtend nehmen wir den Blickwinkel von Wanderern ein, die den Dreiländerpark durchqueren: Entlang eines Querschnitts vom Kalksteingebiet des Sint-Pietersberg über die ehemaligen Zink- und Bleibergwerke von Plombières und Kelmis (Neutral-Moresnet) beim Dreiländereck bis nach Hambach mit seinem gewaltigen Braunkohletagebau wird die ganze Bandbreite der Bergbaugeschichte der Region mit ihren verschiedenen Ausprägungen und Eigenheiten sichtbar. Drei Exkursionsbücher mit Reiseberichten zu den drei Etappen, die zur Entstehung dieser Karte geführt haben, begleiten und ergänzen die Karte.

Dieses Projekt einer etwas ungewöhnlichen Kartierung des Bergbauerbes vertieft die Linie „Subterranea“ des Dear Landscape Projektes, im dem - anlässlich der Europäischen Landschaftskonvention - untersucht wurde, wie Bewohner und Besucher die Landschaft wahrnehmen und wertschätzen.

In diesem Sinne greifen die „Schichten der Wahrnehmung“ im unteren Teil der Karte verschiedene wiederkehrende Themen auf, die den beiden Kartopologen von Dear Hunter im Verlauf ihrer Reise durch die Region begegneten: So steht die Sichtbarkeit mancher industrieller Anlagen (wie Halden oder Tagebaue) im Kontrast zu zahlreichen verschwundenen oder von der Oberfläche aus unsichtbaren Strukturen (wie die Stollen oder mit Gewerbegebieten überbauten Standorte). Auch die Verflochtenheit von Natur und Industrie wird thematisiert: Manch einst durch Abraum belastetes Areal zählt heute zu den bedeutendsten Naturschutzgebieten der Region, so z.B. das „site minier“ bei Plombières.

Dabei ist dieses außergewöhnliche Natur-Kultur-Erbe nicht nur Zeugnis einer über die Grenzen verflochtenen Bergbau-Geschichte. Die „Untergrundlandschaft“ stiftet noch heute eine grenzüberschreitende Identität und gewinnt angesichts globaler Ressourcenkrisen erneut an (teils umstrittener) Aktualität. Daher co-organisierte der Dreiländerpark ein Living Lab zur nachhaltigen Entwicklung der BergbauFolgeLandschaft, bei dem die Subterranea-Karte zahlreiche Anregungen zur Diskussion bot. Die Karte ist außerdem auf dem Dreiländerfest zum Thema „Die Euregio von unten“ am Stand des 3LP zu sehen.